Die fünfte Grundkraft

Dr. Beat Imhof, Ponte Cremenaga/Tessin

 

Die Gedankenkraft ist die stärkste Energieform, die wir kennen. Wir können sie als die fünfte Grundkraft bezeichnen. Aus der Physik kennen wir vier Grundkräfte der Natur, nämlich die Schwerkraft, die dafür sorgt, dass Körper sich gegenseitig anziehen. Die elektromagnetische Wechselwirkung, welche die Elektronen an den Atomkern bindet. Die starke Kraft, die den Atomkern zusammenhält, und die schwache Kraft, die den radioaktiven Zerfall bewirkt. Nun lassen sich nicht alle Phänomene, die wir kennen, durch diese vier Grundkräfte erklären.

Gedankenübertragungen sind sowohl von der Mondrückseite als auch aus der Meerestiefe möglich, wo sonst kein Funkkontakt stattfinden kann. Der amerikanische Astronaut Edgar Mitchell hat anlässlich des Apollo-14-Fluges im Februar 1971 sowohl während des Hinflugs zum Mond als auch während des Rückflugs zur Erde an vier Sensitive in Houston ohne technische Hilfsmittel Gedankenbotschaften gesandt, die über die Entfernung von 400000 Kilometern inhaltlich von diesen korrekt empfangen wurden.

Im Jahr 1965 erkannte die Testperson Stepanek an Bord des Atom-U-Bootes Nautilus sieben von zehn Symbolkarten richtig, die zur selben Stunde mehrere tausend Kilometer entfernt im Hauptquartier der US-Luftwaffe auf den Tisch gelegt wurden. Von insgesamt 2000 Versuchen erwiesen sich 1158 als zutreffend. Ein ähnliches Experiment führte E. Douglas Dean durch, indem er eine Gedankensendung aus einer Taucherkugel vom Meeresgrund vor Florida in ein Labor nach Zürich übermittelte und dort von einer Versuchsperson zielgenau empfangen wurde.

Ein Gedanke ist durchschlagskräftiger als ein Blitz, dessen elektrische Stärke das metallische Gehäuse eines frei aufgehängten Faraday-Käfigs nicht durchdringt, während dies einer Gedankensendung von außen auf eine Versuchsperson, die im Faraday-Käfig sitzt, durchaus gelingt. Der russische Forscher Wassiliew bewies dies, indem er seine Versuchspersonen in eine solche isolierte Kammer einschloss, in der keine elektromagnetischen Wellen. ein oder austreten können. Gedankensendungen konnten jedoch empfangen werden. Gedanken vermögen auch dicke Bleiplatten zu durchdringen, was für elektromagnetische Ströme nicht möglich ist.

Dies lässt den Schluss zu, dass Gedanken physikalisch etwas völlig anderes sind als beispielsweise Radiowellen. Es muss demnach eine weitere Kraft geben, die wir die fünfte Grundkraft nennen können, nämlich die mentale Gedankenkraft. Diese gehorcht ganz bestimmten Gesetzen ähnlich den Kräften in der unbelebten Natur.

Wir können die Gedanken mit einer Art Kraftstrom vergleichen, der durch den denkenden Geist erzeugt wird. Dieser kann gesendet und empfangen werden wie ein Laserstrahl, der alle Hindernisse durchdringt. Seine Geschwindigkeit übertrifft diejenige des Lichtes um ein Vielfaches. In Gedankenschnelle können wir den Weltraum durcheilen und in Bruchteilen von Sekunden erreichen unsere Gedankensignale viele Milliarden Lichtjahre entfernte Sternsysteme, wenn wir diese gedanklich anpeilen. Gedanken können Raum und Zeit problemlos überbrücken, weil sie als geistige Energien nicht an materielle Bedingungen gebunden sind.

Nach Professor J. B. Rhine, dem bekannten amerikanischen Parapsychologen, sind Gedanken messbare Kräfte des Geistes, welche auf die Materie einwirken und diese verändern können. Auf Grund seiner Gedankenexperimente kommt er zum Schluss, dass ,,der Geist des Menschen sich auf irgendeine Weise über die räumlich-zeitlichen Schranken der physikalischen Welt hinwegzusetzen vermag und dass er seiner Natur nach etwas Außerphysikalisches oder Spirituelles ist."

Bereits in der Aeneis des römischen Dichters Vergil (70-19 v. Ohr.) heißt es:

,,Mens agitat molem - Der Geist bewegt die Materie." Emil Coué doppelt nach: ,,Dass der Geist den Stoff beherrscht, müssen wir uns völlig zu eigen machen." Mit einem einfachen Gedankenexperiment können wir dies bestätigen. Wenn wir ein Pendel in der Hand halten, folgt dessen Schwingung unseren gedanklichen Vorstellungen. Ebenso konnte das Fallen von Kugeln in einem galtonschen Brett, das normalerweise die Gaussche Verteilung in Gestalt einer Glockenkurve ergibt, derart gedanklich beeinflussen, dass sich der Scheitelpunkt dieser Kurve nach rechts oder nach links verschob, je nach dem Geistbefehl der Versuchsperson. Grey Walter und Uri Geller gelang es, allein durch konzentrierte Gedankenkraft einen Fernseher einzuschalten, beziehungsweise eine Rolltreppe in Betrieb zu setzen.

All dies kann als ein eindeutiger Beweis dafür gelten, dass Gedanken einen unmittelbaren Einfluss auf die materielle Wirklichkeit ausüben können. Diese Tatsache erfordert ein gründliches Umdenken. Bereits vor mehr als hundert Jahren hat der englische Naturforscher Michael Faraday (1791-1867) gefordert: ,,In dem Moment, wo es möglich ist, mit der Kraft der Gedanken nur einen einzigen Strohhalm zu bewegen, müssen wir unser Weltbild ändern."

Forschergruppen auf der ganzen Welt sind heute dabei, Maschinen zu entwickeln, die man nur mit Gedanken steuern kann. Zur Zeit arbeiten Wissenschaftler daran, Gehirnströme, welche bei jedem Denkvorgang entstehen, direkt als elektromagnetische Signale auf einen Computer zu übertragen, damit dieser Gedankenbefehle ausführt. Dies könnte von praktischer Bedeutung werden für Querschnittsgelähmte oder für Menschen, die an Muskelschwund leiden.

Gedanken können über große Distanzen gesendet und empfangen werden wie Radiosendungen. Zwischen Gedankensender und Gedankenempfänger bestehen oft riesige Entfernungen. Harold Shermann berichtet, wie er in den Jahren 1937 und 1938 über Tausende von Meilen von New York aus mit Sir Hubert Wilkins, der sich damals als Forscher in der Antarktis aufhielt, in regelmäßigem mentalem Kontakt stand und dabei keine andere Ubermittlungsenergie gebrauchte als die eigene Gedankenkraft. Dieses Experiment dauerte fünf Monate. Hermann nahm jede Nacht gedanklich übermittelte Botschaften wahr, die er am folgenden Tag sofort per Post an Dr. Gardner Murphy, Professor an der psychologischen Fakultät der Universität Columbia, zur Kontrolle und Dokumentation weiterleitete. Als später Wilkins' Tagebuch mit den Aufzeichnungen Shermanns durch Prof. Murphy und weiteren Wissenschaftlern verglichen wurde, stellte sich heraus, dass von mehreren hundert aufgezeichneten Gedankenübertragungen rund 70 Prozent nach Zeit und Inhalt übereinstimmten. Elmar Gruber berichtete 1987 von einem Versuch, bei dem Gedankenbilder ohne jedes technische Hilfsmittel mit Erfolg 10000 Kilometer weit über den Atlantik gesendet und empfangen wurden.

Ein aufregender Versuch mit Gedankenübertragung wurde am 6. März 1983 in Luzern durchgeführt. Die 22-jährige Athene Radar lenkte mit verbundenen Augen einen schweren Pontiac durch mehrere kurvenreiche Straßen der Innenstadt, gedanklich geführt von ihrem Vater Jacki Steel, der ihr in größerem Abstand in einem zweiten Wagen folgte. Dies alles geschah unter der Kontrolle von Polizeikommandant Kurt Fehlmann, der ebenfalls im ersten Wagen saß. Ende Oktober 1986 bestand die Artistin ihre sechste Blindfahrt auf die gleiche Weise in der Stadt Basel vom Marktplatz zum Rümelinsplatz.

Spontane Gedankensendungen können vor allem zwischen gleichgesinnten Menschen beobachtet werden, die sozusagen auf der gleichen Wellenlänge miteinander in Verbindung stehen. Häufig geschieht dies zwischen Zwillingspaaren, zwischen Eltern und deren Kindern sowie zwischen seelisch verwandten Geschwistern, Freundes-, Liebes- und Ehepaaren. Wie. oft kommt es doch vor, dass wir bei einem Telefonempfang den Anrufer bestätigen: ,,Soeben habe ich an dich gedacht." Im Gespräch sagte einmal ein Freund zu mir: ,,Du nimmst mir die Worte gerade aus dem Mund" oder ,,Du kannst in mein Gehirn hineinsehen." Der amerikanische Schriftsteller Upton Sinclair war gerade beim Zeitungslesen, als seine Frau ihn fragte, ob er gerade an Blumen gedacht habe. Sinclair blickte erstaunt auf: ,,Ja, ich lese gerade von Blumen."

Gedanken können sogar fotografiert werden. Dr. Tomokichi Fukurai, Professor an der Kaiserlichen Universität von Tokio, berichtete bereits 1931 von gelungenen fotografischen Aufnahmen durch reine Gedankenkonzentration, die er seit 1910 durchführte. Zwischen drei versiegelten und übereinander gelegten Fotoplatten erschienen auf der mittleren deutlich die Worte, die seine Versuchsperson vorher etwa sieben Minuten lang konzentriert gedacht hatte.

Ähnliche Versuche führte Prof. Jule Eisenbud mit dem Medium Ted Serios an der Universität von Virginia in den Jahren 1967 bis 1969 durch. Hunderte von fotografischen Aufnahmen entstanden dadurch, dass Ted Serios unter strengster wissenschaftlicher Kontrolle sich eine geladene Polaroidkamera vor die Stirne hielt und auf diese Weise Bilder von Gegenständen und Örtlichkeiten auf den Film brachte, an die er kurz zuvor mit höchster Konzentration dachte.

Zusammenfassend können wir festhalten: Wenn ein Gedanke tatsächlich die stärkste Kraft ist, die wir kennen, wenn Gedankenenergien gezielt empfangen und gesendet werden können, wenn sich diese verselbstständigen und mentale Informationen weitertragen können, unabhängig von Raum und Zeit, müssen wir uns doch ernsthaft überlegen, welche Gedanken wir denken und welche Gedankenspuren wir hinterlassen wollen. Denn früher oder später kehrt alles zu seinem Ursprung zurück und wir werden eines Tages unseren eigenen Gedanken begegnen und ihre Früchte ernten im Guten wie im Schlechten und sie werden noch sehr lange nachwirken. In diesem Sinne lassen sich die Worte verstehen, die Goethe seinem ,,Doktor Faust" in den Mund legt:

Es kann die Spur von meinen Erdentagen

nicht in Aeonen untergehn.

REFORM-RUNDSCHAU 10/2002